Freitag, 4. Juni 2010

ZEN - vom Schubkastendenken zum QUERDENKEN !!!

Mir ist ein interessantes Buch in die Hände "gefallen":
Ganz im Gegenteil: Tetralemmaarbeit und andere Grundformen Systemischer Strukturaufstellungen - für Querdenker und solche, die es werden wollen von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibed.
Man sollte nicht glauben, wieviel buddhistische Theorie und Weisheit in diesem westlichen, psychologischen Buch steckt. Aber mal ein Beispiel daraus ...

Schubkastendenken ist die Fähigkeit, sich in komplexen und in sich wiederholenden Situationen erhöhte Handlungsfähigkeit zu verschaffen, indem die relevanten Züge einer Situation mit dazu analogen Zügen vertrauter und gut bewältigter anderer Situationen verglichen werden und aufgrund einer schematischen Ähnlichkeit der Erfordernisse die Lösungen von einem Bereich auf den anderen übertragen werden.
Querdenken ist die Fähigkeit, in neuen und ungewohnten Situationen nicht einfach schematisch nach alten Mustern zu reagieren, sondern die spezifischen Züge und Chancen der neuen Situation zu erfassen und in origineller Weise zu nutzen, ohne sich vom Erwartungsdruck der Umgebung in alte Reaktionsweisen zurück zwingen zu lassen.
Kann jeder sehen, was das mit Zen oder Buddhismus zu tun hat?
Wie steht es mit dem "Nicht-Anhaften" im Buddhismus?
Sind solche Anhaftungen nicht durch Rasse, durch ein Land, eine Kultur, durch Politik, durch Gesellschaft, durch Bildung und Ausbildung, durch Familie und Eltern bedingt? Sind uns unsere Schubladen nicht schon "in die Wiege gelegt" und sind wir alle nicht darin gefangen? Ist es nicht das auf was uns Buddha hingewiesen hat, uns davon zu befreien?

Sind es aber nicht gerade die grossen ZEN-Meister, welche uns mit ihren kreativen Einsichten und Antworten unser Schubkastendenken vorgehalten haben? Sind nicht die grossen ZEN-Meister alle Querdenker gewesen und haben uns mit ihren Antworten "vor den Kopf gestossen"? Haben sie uns nicht aus unseren gewohnten Bahnen werfen wollen, um uns zum Aufwachen (=Erleuchtung) zu bringen?

Wenn ich mir jetzt so die vielen (Mode-) Zennis bei irgendeinem Meister betrachte, haben sie nicht überwiegend ihre christlichen/westlichen Schubkästen herüber gerettet und nun buddhistische Aufkleber drauf gemacht? Denken sie nicht weiter in nun buddhistischen Schubkästen, ist es nicht herrlich zu beobachten, wie sie weiter ihre Illusionen pflegen und das noch mit Anleitung durch einen "echten ZEN-Meister"?

Vielleicht sollte ich noch einmal den Bogen zum Buddhismus und zu Buddha spannen.
Wie oft habe ich die letzte Zeit die Fragen gelesen: ist der Buddhismus noch eine Religion oder schon eine Philosophie?
Ganz klar sehe ich persönlich im Buddhismus kein Element mehr das so typisch westliche Religionen charakterisiert - für mich ist die Lehre Buddhas (was nicht unbedingt identisch mit dem "Buddhismus" ist) eine individuelle/persönliche Lebensphilosophie.
Viele moderne Buddhisten sehen (besser: wollen sehen ...) den esoterischen Buddhismus und die vielen vermeintlichen Wunder und das Übernatürliche darin und ignorieren völlig, dass Buddha ganz rational und sachlich war.
Ja, ich sage, Buddha war ein grosser Menschenkenner und Psychologe seiner Zeit, der den Menschen einen Spiegel vor hielt und das ganze moderne psychologische Repertoire und Interventionen nutzte: von Ankern, über Reframing, Kontexterweiterungen, Ausgeblendete Themen, ...
Die Lehre Buddhas ist eine psychologische Lehre und wer dies erkennt, damit umgehen kann, der schafft es auch sich selbst zu transformieren, so wie es auch Buddha ganz alleine unter dem Boddhibaum umsetzte.


Und wenn Du nun das nächste Mal eine Frage zu ZEN hast, dann gehe nicht zu irgendeinem dem Schubladendenken anhaftenden ZEN-Meister, sondern mache für Dich einfach einmal eine Tetralemmaaufstellung ... Du wirst damit zu Antworten kommen wie sie von grossen ZEN-Meistern stammen oder hätten stammen können und werde damit zu einem professionellen Querdenker wie die grossen Meister.

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