Sonntag, 27. Februar 2011

Wie sind reale langjährige Buddhisten wirklich - meine letzten Erfahrungen ....

Es gibt da so eine einschlägig bekannte ZEN-Liste unter dem Moderator Wolfgang I. Waas. Diese Zen-Liste zeichnet sich besonders dadurch aus dass der selbe Moderator das schon sehr viele Jahre macht und die Teilnehmer auch kein Interesse an Alternativen hätte - gerade deswegen, weil diese Liste aller unterstes Niveau zulässt, alle Beleidigungen, alle falschen Behauptungen und das Gruppen von Teilnehmern regelmässig (ich habe zwei Mal mitbekommen) gemeinsam Mitglieder aus der Liste heraus ekeln und so "Zensur" aktiv ausüben. Der Moderator sieht dem gelassen zu, ermahnt niemanden und ist froh so, seinen Posten weiter zu erhalten.

Es ist zwar jetzt schon kaum zu glauben, dass die Teilnehmer dort buddhistisch leben, aber schauen wir uns doch mal ein Beispiel an, welches ich dort selbst zuletzt erlebt habe.

Beispiel

Da kam ein Teilnehmer der Liste seiner Informationspflicht nicht nach und nicht seiner Eigenverantwortung und als er deswegen sich selbst in ein Problem brachte, fordert er von allen anderen, dass nur wegen ihm eine Einstellung in der Liste geändert wird: dürfen die Emails von Google gefunden werden oder nicht. Er verlangt nun nach jahrelanger anderer Einstellung, "NEIN"!
Wenn man das Thema objektiv betrachtet, dann haben beide Fälle ihre Vor- und Nachteile und es geht nicht eindeutig entscheiden.
Aber die Teilnehmer, welche nun darüber anfangen zu diskutieren, sehen anhaftend nur noch eine Seite. Jeder prescht nun mit seinem Ego vor und sagt "ich will aber das!" und begründet es meist noch mit Scheinargumenten. Da zählen auf einmal auch Freundschaften nichts mehr, man versucht nun selbst den Freund "über den Tisch zu ziehen" - jeder ist sich selbst der nächste.
Das gipfelt dann noch in einer Email von dem am Anfang genannten, der in dieser Email folgendes verlangte / fest stellte:
- ICH verlange, dass diese Einstellung geändert wird!
- ICH erwarte, dass mir jeder Zustimmen wird!
(Zitat: "wenn die Mehrheit der TeilnehmerInnen ... zustimmen würde. Dann kann ich das Zenforum weiterhin nutzen und auch weiterempfehlen.")
- Und wenn das nicht der Falls ist drohe ich Euch schon jetzt damit ... .
Ich darf zum letzten Punkt von "M.B.S." zitieren: "Und das bedeutet für mich in dem hier diskutierten Fall ..., daß ich die Liste verlassen würde, wenn ...
Dies soll in keiner Weise Eure Entscheidung hier präjudizieren"

Es ist unfassbar, was an so einem Menschen noch buddhistisch sein soll. Er ist machtbesessen, mißbraucht seine Macht - Macht ist übertriebener Egoismus, den man Anderen aufzwingen möchte! Wo hat Buddha gelehrt, dass man selbst wichtiger ist als die Anderen? Wo hat Buddha gelehrt, dass man andere Buddhisten erpressen soll um sich durch zu setzen?
Dieser Buddhist war jetzt kein unerfahrener "Jungspund", sondern meines Wissen ein erfahrener Buddhist jenseits der 60 Jahre. Er hat sich schon sehr viele Jahrzehnte mit dem Buddhismus beschäftigt und ebenfalls schon viele Jahrzehnte die Lehre Buddhas als Vorbild für sein Leben zu nehmen. Er hat selbst schon Schüler unterrichtet und spielt sich in der ZEN-Liste genauso auf.
Was kann man jetzt dazu resümieren?
Der Schreiber dieser Email hat es in so vielen Jahrzehnten noch immer nicht geschafft, die buddhistische Achtsamkeit in seinem Leben zu realisieren - hätte er diese gehabt, hätte er nicht wirklich diese Email schreiben können, dann hätte er noch beim schreiben merken müssen, dass dies nur ein Ausdruck seines Egos ist, er damit Leid erzeugt und er damit viele buddhistische Regeln, ohne wirkliche Not bricht.
Man kann ganz klar davon ausgehen, das dies keine Ausnahme in seinen letzten 30 Jahren ist, sondern eher die Regel - er regelt sein Leben egoistisch und hat die Lehre Buddhas in der Praxis hinten angestellt.

Ich bin jetzt auch in dieser Liste, bin ein ganz normaler ZEN-Buddhist und versuche seit vielen Jahren Achtsamkeit und andere buddhistische Methoden in meinem Alltag um zu setzen - für einen Buddhisten eigentlich nichts ungewöhnliches.
Wenn ich mir jetzt diese Ja-Nein-Entscheidung von oben vornehme, dann frage ich natürlich nicht gleich was mein Ego will - weil es gerade darauf nicht ankommt! Sondern ich frage mich, wie man das nach der Lehre Buddhas und nach dem Leben Buddhas entscheiden sollte.
Kein Teilnehmer dieser ZEN-Liste kam bis heute auf die Idee, das im Sinne Buddhas zu regeln - jeder will es egoistisch und machtbesessen regeln.
Bin ich denn der Einzige in dieser ZEN-Liste der nicht nur über Buddha und ZEN diskutiert, sondern auch danach lebt - es scheint ganz so und überrascht mich nur leicht.


Resume für neue Buddhisten und ZENnis:
Lasst Euch nicht von den Reden und Behauptungen eines ZEN-Lehrers "einlullen" - Behauptungen haben keinen Wert und sich schon gar nicht bewiesen.
Schaut einfach darauf warum und was der Lehrer tut. Hat er wirklich wichtige buddhistische Themen realisieren können? Hat er sein Ego reduzieren können? Hat er nicht nur Achtsamkeit im Zazen, sondern in jeder seiner Handlungen realisieren können?
Macht er Euch nicht nur im Zendo etwas vor und lebt dann privat z.B. ganz unbuddhistisch?
Seht Ihr, solche ZEN-Lehrer gibt es in Deutschland nur ganz wenige und wenn Ihr auf so einen trefft, dann nehmt ihn gerne an und versucht möglichst viel von ihm zu lernen!

Mittwoch, 22. September 2010

Freier Wille und Zazen

Folgender Artikel des Stern, der schon etwas her ist, hat mich wieder auf das Thema gebracht:

Hirnforschung, Freier Wille - eine Illusion?

Hatte ich doch zuletzt eine kleine Diskussion, mit jemandem der am Buddhismus interessiert war, genau über diesen Punkt. Den Aussagen Buddhas wollte er wirklich nicht glauben - aber unserer Naturwissenschaft sollte er doch glauben, oder?

Ich kann das Thema Freier Wille und Buddhismus nicht in diesem Rahmen auch nur annähernd vollständig ansprechen. Aber ich versuche Teilaspekte heraus zu nehmen und Dir Leser "schmackhaft" zu machen, es sollte Dich zum Nachdenken anregen ...

Vielleicht vorab das grösste Problem das Menschen mit diesem Thema haben: GLAUBEN!!!
Menschen glauben (sehr egozentrisch) an ihren Freien Willen, obwohl das natürlich letztendlich völlig unbewiesen ist und ja gerade die Naturwissenschaft selbst, dies in den letzten Jahren erschüttert hat. Aber Menschen brauchen nun mal auch ca. 50 Jahre, bis sie die Erkenntnisse der Wissenschaft auch im Alltag berücksichtigen.
Buddhisten sollten sich hüten dieses Thema bei Menschen an zu sprechen, die daran glauben wollen und sich daran klammern. Wenn man deren Glauben erschüttert, erntet man Feindschaft und Intoleranz. Also sollte wir Buddhisten in diesem Thema nicht missionieren, sondern die Folgen einfach vor leben.

Buddhisten sollten erkennen:
Warum will ich als Mensch (einer unter Milliarden) bestimmen WER die Welt erschaffen hat, WER mich erschaffen hat und, dass ich unbedingt einen Freien Willen haben möchte? Das alles ist doch nur das ausufernde Resultat unseres übertriebenen Egos!!
Wir müssen es einfach hinnehmen wie es ist: entweder haben wir "von Natur aus" einen freien Willen bekommen oder aber nicht! Dagegen "an-zu-kämpfen" zeugt doch nur von Illusionen und Ignoranz. Also wir Buddhisten, zumindest jene welche sich noch nach Buddha richten, nehmen es als Geschenk an, so wie es ist.

Wie können wir das als Buddhisten überprüfen? Mit Einsichtsmeditation! Nicht nur im Zazen, sondern auch schon bei Buddha gab es die Anleitung die eigenen Gedanken zu beobachten. In Südostasien gibt es Meditationskonzepte, wie man in jeder Sekunde 10 mal und mehr die Entwicklung der eigenen Gedanken registrieren kann.
Und für eine Zennisten gibt es ja nichts anderes als Zazen: beobachte passiv Deine Gedanken. Es gibt ja so viele Zennis, die täglich, wöchentlich Zazen betreiben, die jedes Jahr mehrere Seshins mitmachen ... keiner davon konnte mir bis heute sagen, wo seine Gedanken denn her kommen und wo sie hingehen! Was beobachten die da eigentlich im Zazen??
Wer sich Buddhist nennt und diesen Punkt nicht schnell bei sich selbst erkennt, der hat keine Ahnung worum es beim Buddhismus wirklich geht. Diese Erkenntnis hat auch dramatische Auswirkungen auf Dein Leben: wenn Du das einmal selbst bei Dir beobachtet und erfahren hast (nicht darüber lesen oder davon hören!) wirst Du nicht mehr so weiter leben können, wie bisher!
Wenn ich als Buddhist das selbst einmal erkannt habe, werde ich meinen "grössten Feind" und den "nächsten Massenmörder" völlig anders sehen können und dann fällt es mir als Buddhist auf einmal einfach zwischen dem Menschen und seinen Taten zu trennen, denn ich kenne nun die Hintergründe ...
Dieses Dein Schubladendenken und Dein Beurteilen von Menschen nach ihren Taten, wird alles zusammen brechen.
Wie steht es nun mit Recht und Gesetz, wie mit Strafen und Verurteilung, wie mit der eigenen Verantwortung für eigene Taten, wie mit der Todesstrafe oder unserem Rechtssystem im Westen?

Woher bekommt ein (zukünftiger) Mörder die Idee / den Gedanken jemanden töten zu müssen? Diese kommt eben nicht von ihm, was jeder der Zazen betreibt, wissen sollte.
Ja, dann ist ja der Mörder selbst "unschuldig" (wird mit dem Mord kein negatives Karma aufbauen!) wenn er es dann tut? Genau das sollten die Fragen für uns Buddhisten sein! Im Zazen lernen wir uns eben nicht mit den Gedanken zu identifizieren und warum sollen Buddhisten achtsamleben? Um eben auch im Alltag rechtzeitig zu erkennen, dass Gedanken eben nicht "unsere" Gedanken sind und, dass wir nicht zur Vermehrung von Leid affektiv und unreflektiert unsere Gedanken in Taten umsetzen.
Ja, es gibt Menschen, die das nicht können und nie gelernt haben ...
ja diese Menschen ernten damit auch kein negatives Karma für vermeintlich schlechte Taten!

Zazen führt Dich nie zu so irgendetwas wie "Erleuchtung", aber wenn Du Zazen richtig betreibst, wirst Du ein unheimlich grosses Wissen über die Gedanken in Dir erwerben. Das ist genau der Ausgangspunkt Dich selbst, Deinen Alltag und "die Welt" zu ändern.

Dann gibt es bekannte Zennis, die angeblich schon 10 oder 20 Jahre Zazen betreiben und sich auf einmal tatkräftig beschweren (z.B. Bücher schreiben oder Vorträge halten) nichts erkannt zu haben und sogar unterstellen, es gäbe nichts zu erkennen.
Ich weiss nicht, was die jahrzehnte gemacht haben, aber bestimmt kein Zazen und noch nicht einmal Einsichtsmeditation nach Buddha. So jemand müsste doch jetzt grosse Bücher füllen könne, über ihre Gedanken und die Gedanken von Menschen - wo sind diese Bücher?

Ja in einem Forum wurde zuletzt mal wieder die Frage gestellt, was ist wichtig am / beim Buddhismus. Die Antworten waren natürlich wieder: Erleuchtung, Meditation, Wiedergeburt, Nirvana - von den Antwortern hat keiner jemals im Buddhismus irgendetwas erkannt. Es werden nur Themen aus Büchern und worüber man gelesen hat, wieder gegeben. Die eigene Erkenntnis fehlt diesen völlig.
Buddhismus hat etwas mit "Gedankenhygiene" zu tun - wo keine schlechten Gedanken sind, gibt es auch keine schlechten Taten. Und wo schlechte Gedanken noch sind, braucht man als Buddhist diesen keinen Nährboden zu geben. Ja genau so wirst Du im Zazen dann Deine Gedankenflut reduzieren und auch dort Deinen Fortschritt erkennen.

Sonntag, 19. September 2010

Sokrates + Zen, die Henne oder das Ei ?

Sokrates war so etwas 400-500 Jahre vor unserer Zeitrechnung geboren und Buddha ebenfalls. Ob Einer vom Anderen wusste? Hat vielleicht Sokrates schon aus dem Osten erste Infos von Buddhas Ansichten erhalten oder lebte Sokrates etwas früher und konnte nichts von Buddhismus übernehmen und kam selbständig zu ähnlichen Themen? Vielleicht gibt es ja mal einen Experten, der mich dazu einmal exakter informieren könnte?

Ja nun zum Anlass für dieses Thema: bin ich doch auf das Sokratische Gespräch gestossen und auf den Pädagogen und Philosophen Leonard Nelson.

Die Herausgeber des Büchleins "Das sokratische Gespräch" (2002) schreiben dort im Vorwort:
"dass es nämlich darauf ankommt, den Dialogpartner die Wahrheit selbst finden zu lassen, dass die Wahrheit jedem verständigen und gutwilligen Menschen gleichermaßen zugänglich ist ...weil die Wahrheit vielfach hinter dem Schleier der Konventionen, des Vorurteils und der Illusion verborgen ist".
Erstaunlicher Weise könnte das ganze Zitat aus der Dharma-Rede eines Zen-Meisters stammen.Im Zen geht es nämlich GENAU darum, dass der Schüler selbst und in eigener Erfahrung die Wahrheit finden muss, dazu helfen ihm weder Bücher, noch Worte von Menschen - er muss es direkt erfahren können.
Wie ist mit den Provokationen von ZEN-Meistern, dass man Bücher verbrennen soll, dass man auf Fragen schweigen soll, dass die Wahrheit nicht in Schriften oder Worten zu finden ist? Warum hat denn gerade Buddha seine Lehre nicht nieder geschrieben? Er hat selbst erklärt, dass das keinen Sinn macht. Nur diletantische Nachfolger von Buddha, wie z.B. Dogen sind dem Wahn verfallen unbedingt eine eigenen Lehre niederschreiben zu müssen.
Nicht nur Sokrates damals, sondern auch ein ZEN-Meister heute will den Suchenden selbst die Antwort finden lassen und sie eben nicht vorgeben.
Und was sind die Hindernisse zur Wahrheit im Buddhismus? Ja natürlich: Konventionen, Vorurteile und Illusionen ...
Von Leonard Nelson kommt dann:
"daß die schriftliche Aufzeichnung des entwickelnden Lehrgesprächs an der Grenze des Widersinns steht ... Sinnvoll ist eine solche Aufzeichnung daher nur für den, dem sie das Erinnerungsbild seiner eigenen geistigen Arbeit ist. Für alle anderen wird sie zum Hemmnis ihrer Einsicht - verführt zu der einfältigen Meinung ... "etwas Deutliches und Sicheres durch die Buchstaben kommen könne".
Das erinnert mich wieder sehr an viele Zen-Meister. Die Wahrheit steckt eben nicht in den Worten, sondern nur in der eigenen lebendigen Erfahrung. Selbst wer diese Erfahrung in Worte fassen will, wird dann viele Worte ohne (lebendige) Wahrheit haben. Die Leser dieser vielen Worte, werden diese lebendige Wahrheit nicht mehr erkennen und fassen können - sie müssten sich schon selbst auf ihren Weg machen ...

Leonard Nelson schreibt dann:
"Sokrates ... hat wieder und wieder sein Nicht-Wissen zugestanden. Er ist jeder Behauptung entgegen getreten mit der Aufforderung, den Grund ihrer Wahrheit zu suchen."
Ja, dieses "Nicht-Wissen" woher kennen wir das aus dem ZEN? Ja, Zen-Meister Roshi Bernie Glasmann handelt auch im "Nichtwissen". Einerseits sagt er, dass man eigentlich immer zu wenig weiss, sich aber deswegen nicht vor dem notwendigen Handeln drücken sollte und andererseits ist zu viel Vorwissen nicht gut, weil es befangen macht, weil es schon konditioniert, weil wir damit schon wieder neue Schubladen für unsere Denken geschaffen haben. Also ist seine Devise: aus dem Nichtwissen heraus, nicht-dualistisch zu handeln.
Wie nahe wären sich heute Sokrates und Glasmann gewesen?

Ein Prinzip im Sokratischen Gespräch ist es, Schüler zur Selbsterkenntnis ihrer eigenen Unwissenheit zu führen und damit ihren Dogmatismus zu beenden. Damit wird der Schüler in eine Krise gestürzt und bekommt den "Boden unter den Füßen fortgezogen" - das ist genau die Technik, welche auch ZEN-Meister anwenden.

Ein entscheidender Satz von Leonard Nelson zur Praxis ist:
"Ist das Ziel der Erziehung vernünftige Selbstbestimmung, d.h. ein Zustand, in dem der Mensch sich nicht durch äußere Einwirkungen bestimmen läßt, vielmehr aus eigener Einsicht urteilt und handelt"
Es wäre schön, wenn endlich auch jeder Buddhist dies verstanden hätte, aber Buddha wollte es genau so. Buddha hat Menschen dazu gebracht, sich nicht von Göttern oder Priestern abhängig zu machen, sondern sie wieder zur Selbstbestimmung zu führen - genau das bezweckt auch der Sokratische Dialog.
Menschen sollen nicht mehr fremdbestimmt durch Gesellschaft, Religion, Familie sein, sondern wieder selbst die Verantwortung für ihr Tun übernehmen können - selbstverantwortlich handeln, das ist Buddhismus!

Freitag, 3. September 2010

leidende Buddhisten - Glück in der Schule ...

Da kommen mir doch wieder so viele damit an, dass ja Buddhisten IMMER LEIDEN würden - wenn ich das von Nicht-Buddhisten ständig höre, trifft es fast auf mich zu ;-))

Dann lese ich, dass an deutschen Schulen endlich mal ein sinnvolles neues Fach eingeführt wurde: GLÜCK! Siehe den Link hier: Frankfurter Allgemeine FAZ.NET
Der Lehrer und Autor Ernst Fritz-Schubert, schreibt darüber in seinem Buch:
Glück kann man lernen: Was Kinder stark fürs Leben macht
Und hier seine Web-Seite: www.schulfachglueck.de

Hat mir doch zuletzt eine "Buddhismus-Interessentin" zurück gegeben: bei den 4 edlen Wahrheiten steht doch überall "Leben ist Leiden", wie kann ich da anderes behaupten, ich soll das doch mal belegen ...
Ja, da hat einer mal eine Übersetzung aus dem Pali-Kanon gemacht, der zu oberflächlich/unwissend war und alle Anderen schreiben dann von ihm ab!
Das originale Wort ist in der Sprache Pali und heisst "Duka". Ja manche Übersetzung sind dann so genial und originalgetreu, dass sie "Duka" erst gar nicht übersetzen, sondern im Deutschen so stehen lassen. Das hilft natürlich einem "typischen Deutschen" auch nichts, denn damit erfährt er rein gar nichts.
Hier ist ein Link mit einer ausführlicheren Beschreibung von "dukha".

Nachfolgend darf ich einmal ein paar Übersetzungen der ersten von den vier Edlen Wahrheiten ins Deutsche präsentieren:
Ich möchte hier absichtlich nicht die Übersetzung der DBU (Deutsche Buddhistische Union) bringen, da diese schon arg manipuliert wurde ...
Für alle Leser, die der Wahrheit näher kommen möchten, ohne sich lange Beschreibungen zu merken, sind hier (meine) Übersetzungen von Duka für den Alltag:
  • Das Leben ist nie ganz perfekt.
  • Das Leben ist nie immer perfekt.
  • Das Leben läuft un-rund.
  • Im Leben ist immer irgendetwas unbefriedigend.
  • Das Leben ist/scheint unvollkommen zu sein.
  • Unsere Gedanken verursachen immer wieder Leiden.
Das soll einmal ausreichen. Der letzte Punkt bringt es unter einem anderen Aspekt auf den Punkt, wie Buddha es gemeint hatte:
nicht die Welt und die Realität selbst sind Leiden oder leidvoll (wie Kritiker das gerne dem Buddhismus unterstellen ...) sondern unsere (falschen) Vorstellungen davon verursachen in uns Leid!!!
Demnach ist das Leid Buddhas nicht in der Aussenwelt, in der physikalischen Welt, sondern (nur) in uns, in unserer psychischen Welt. Genau deswegen fängt Buddhas Lehre nicht da aussen, bei den Anderen, sondern genau IN UNS an. Genau dort gibt es viel zu entdecken und zu ändern, damit wir weniger leiden.
Aufgrund der Schwierigkeit Duka exakt zu übersetzen und der vielen falschen Übersetzungen der ersten der vier Edlen Wahrheiten, hier ein paar Merksätze dazu:
  • Buddha sagt nirgendwo, dass wir NUR leiden oder DAUERND leiden. Buddha sagt nur, dass jeder in seinem Leben AUCH leidet - die Einen mehr, die Anderen weniger!
  • Auch das Wort LEIDEN ist eigentlich zu grass übersetzt. un-perfekt, un-befriedigend, un-vollkommen, keine vollkommene Freude, treffen eher den Sinn Buddhas.
  • Es geht auch gar nicht darum, dass unsere Erde oder unsere Umwelt selbst Leiden sind und verursachen, sondern dass wir selbst in uns Leiden verursachen.
Nun zurück zum Glück in der Schule!

Der Lehrer und Ideengeber Ernst Fritz-Schubert hat einige Sätze geäussert, welche hier interessant sind.

"wie sie (die Schüler) dazu beitragen können, für sich und andere eine bessere Welt zu konstruieren."
Das ist eigentlich ja auch DAS Thema für alle Buddhisten, das Leiden zu reduzieren - für sich und Andere.
Interessant, genügt also weder das Fach Sport, noch Sozialkunde, noch Relgion oder Ethik, um die Kinder lebensfähig und glücklich zu machen - ich möchte ja gar nicht sprechen von Mathe, Physik ... Die Frage ist, sind diese anderen Fächer nicht falsch implementiert, wenn das zusätzliche Fach Glück noch gebraucht wird?
Ja, ich möchte das noch toppen: ist Glück des Individuums kein Thema im Religionsunterricht? Ist es wichtiger einem (nicht vorhandenen!) Gott zu dienen ("Gottesdienst"), ist es wichtiger das Leben noch mehr zu reglementieren? Ist das alles wichtiger als das Glück der Menschen? Ist der Dienst an/für einen nicht vorhandenen Gott wichtiger, als das reale Glück der Menschen auf Erden? Jeder der Augen hat, dies zu sehen, der handle morgen auch entsprechend!
Das letzte Wort ist hier noch interessant: "konstruieren". Das ist eine Sichtweise des modernen (psychologischen) Konstruktivismus. Demnach konstruieren sich die Menschen eine künstliche Welt in der sie leben. D.h. sie leben gar nicht mehr in der Realität! Genau das hatte Buddha beobachtet und die Methode "Erwachen" gefunden, um aus diesem Traum auf zu wachen und diese künstlichen Welten wieder verlassen zu können.


Fritz-Schubert hat hier eine deutlich buddhistische Aussage getätigt.

"Wissen ohne Erkenntnis ist aber Unbildung, damit kann man vielleicht bei Günther Jauch Millionär werden, aber sonst nützt es wenig."
Auch dies steht ganz in der Tradition Buddhas. Er warnte uns davor einfach "Wissen" aus Schriften und von anderen Lehrer an zu nehmen, sondern ermahnte uns, selbst zur Erkenntnis zu kommen.Welcher Schüler gelangt heute noch an den Schulen zu eigenen Erkenntnissen? Wissen wird uns dort eingetrichtert!

"Die Schüler des Glücksunterrichts sehen im Vergleich zu anderen ... im Leben mehr Sinn, trauen sich mehr zu, schätzen Familie und Schule mehr und wissen deutlich besser, was sie wollen oder nicht."
Ist das nicht der mündige Bürger? Ist das nicht der Buddhist der endlich selbst für sich und sein Leben Verantwortung übernehmen muss und das nicht "auf ewig" an Eltern und Lehrer delegieren kann?

In solchen Beispielen sehe ich immer wieder was der Buddhismus wertvolles unserem Leben geben kann, aber auch, dass jegliche philosophische Diskussion über den Buddhismus niemanden weiter bringen.

Buddhistisch handeln ist angesagt!!!

    Sonntag, 20. Juni 2010

    Vesak 2010: Sex, Nicht-Wissen und Nicht-Schiessen

    Nachdem sich in der Woche davor für mich überraschend heraus gestellt hat, das ich doch auf das Vesak-Fest nach Frankfurt konnte, war ich nun gestern einige Stunden dort.

    Nachfolgend ist meine Sichtweise der dortigen Dinge in der Hoffnung, dass dies den Leser zum Nachdenken anregen und seinen Horizont erweitern mag.

    Allgemeines zu diesem Event:
    Bei diesem Fest aller Buddhisten in Frankfurt und Umgebung spielt sich immer der Abt Thich Thien Son von Pagode Phat Hue mit seinem Ego gerne auf. Er ist wohl mit seinen Mönchen und Nonnen der Hauptorganisator dieses Ereignisses - warum drücken sich die anderen buddhistischen Gruppen eigentlich davor und vor dieser Verantwortung? Warum kann die Verantwortung dafür nicht jährlich wechseln, um Einseitigkeiten zu verhindern und Ausgewogenheiten rein zu bekommen?
    Meine Bessere Hälfte hat dieses Jahr genau die identischen Tai Chi Übungen mit gemacht, wie beim letzten Mal - das nennt man Abwechslung und Vielfalt!

    SEX:
    Nachdem der Abt Thich Thien Son morgens die Begrüssungsrede hielt, der Abt dann noch die "grosse" Dharmarede für alle Buddhisten hielt und die Zeremonie und Segnung zum Abschluss leitete - scheint doch alles in Ordnung, oder?
    Ja, für den ist alles in Ordnung, der sich nicht informiert oder Missstände "unter den Teppich kehrt"!
    Seit dem 6. Juni 2010 gibt es nun eine schriftliche Mitteilung von einem ehemaligen Mönch aus der Pagode, über die dortigen sexuellen (und sonstigen) Missstände:
    My name is Thich Hue Gioi ... I was ordained in the Vietnamese tradition with Thich Thien Son as my teacher ....
    Ein Japanischer ZEN-Meister, darf z.B. Sex haben, heiraten und sogar Kinder zeugen, warum auch nicht, er hat keine Gelübde abgelegt, die dies verbieten.
    Aber dieser Abt vom Vesak hat die strengen Gelübde Buddhas abgelegt, die ihm das untersagen. Sein Verein dem der Abt auf Lebenszeit angehört hat in der Präambel stehen:
    Ich will mich bemühen, ... keine unheilsamen sexuellen Beziehungen zu pflegen.
    Irgendwie hat das der Abt wohl nie gelesen?!
    Diese Vorwürfe sind nun schon weit über ein Jahr bekannt. Es gibt viele Buddhisten, die das gerne verschweigen und leichtfertig meinen: das wird "intern buddhistisch" geregelt. Ja, seit über einem Jahr ist eben "intern" nichts geschehen.
    Ja, der Abt kann ungestraft weiter seinen sexuellen Verfehlungen nachgehen und niemand hindert ihn daran.
    Viele der Mönche und Nonnen dort haben kein Geld mehr, keinen Besitz mehr, haben Elternhaus, Partner und Freundeskreis aufgegeben und sich völlig in die Abhängigkeit von einem Abt begeben. Was machen diese nun, wenn der Abt Sex von ihnen verlangen sollte? Sie haben noch nicht einmal die Wahl zu fliehen - wohin denn auch, wo sie alles aufgegeben haben? Selbst ein anderes buddhistisches Kloster nimmt den Betroffenen kaum noch, wenn der Abt ihnen ein schlechtes Zeugnis ausstellt.
    Da gibt es doch einige Buddhisten, welche meinen: erwachsene Mönche zu Sex zwingen ist doch nicht verboten ... ich sehe das GANZ anders - zumindest ist es unmoralisch und Ausnutzung eines Abhängigen!

    Nicht-Wissen:
    Wie es wohl sein sollte, hat das Karma für mich vorgesehen, in den Vortrag von Kurt Österle rein zu hören:
    Ich kenne ihn ganz am Rande etwas, ein bescheidener zurück haltender Mensch.
    Aber dann behauptete er doch vor allen Buddhismus-Fachleuten: "Bodhidharma war 4 Jahre nach Indien zurück gekehrt, um ZEN zu studieren ..."
    Die Leser müssten das jetzt alles selbst richtig stellen können:
    1. Weder ging Bodhidharma 4 Jahre noch Indien noch 4 Jahre nach China - eine Vertauschung macht es auch nicht korrekt.
    2. Bodhidharma war als Königssohn in Indien geboren und dort aufgewachsen (siehe z.B. Wikipedia) - er war weit mehr als 4 Jahre in Indien! Er lebte wohl 40 Jahre in Indien, bevor er nach China aufbrach.
    3. Damals gab es eben auch noch kein ZEN, den Bodhidharma hätte studieren können, da er ja selbst als "Vater des ZEN" angesehen wird.
    Dass ein "ZEN-Meister" so wenig Bildung über ZEN hat ist immer wieder erschreckend, kommt aber leider häufiger vor. Was kann man ihnen (ZEN-Meistern) denn noch wirklich glauben? Ja, Buddha sagt es uns: wir müssen es erst überprüfen, bevor wir es annehmen!

    Dann will uns Kurt Österle, wirklich ein Koan erklären.
    Als Hintergrund mag der Leser nicht wissen, dass Kurt Österle aus der Soto-Ecke kommt, wo Koans nicht mehr gelehrt werden - zumindest nicht verbreitet und systematisch wie im Rinzai-Zen. Ja, Kurt Österle ist weder anerkannter Koan-Lehrer noch kann er ein dies bezügliches Koanstudium belegen - genau so wenig wie ich selbst. Aber ungeprüft wird er von den Veranstaltern zu einem Thema sprechen lassen, von dem er kaum Ahnung hat ...

    Als ich in seinen Vortrag kam, war irgendetwas anders ... ja mir kam es dann auch: Kurt Österle war zufällig evangelischer Pfarrer und die Predigt, welche er über ein Koan hielt, war keine Dharmarede, sondern eben nur eine Christenpredigt über ein buddhistisches Thema. Es war langweilig, bis einschläfernd, zumal er seine Predigt aufgeschrieben hatte und vom Zettel ab-las. Es gab weder rechte Blickkontakte zum Publikum, noch wurde es einbezogen, es war eine Predigt im Stil von vor Jahrzehnten, als Österle mal Theologie studiert hatte.

    Nicht-Schießen:
    Es tut mir leid, dass ich schon wieder auf Kurt Österle eingehen muss. Aber wenn ich mir etwas genau ansehe und genau hinterfrage, kommen mir doch so einige Gedanken, welche ich hier teilen möchte.
    Ja in Kurt Österles Zentrum wird Bogenschiessen und Yoga, ja und auch noch etwas ZEN gelehrt. Also haben wir mit Kurt Österle einen asiatischen Bogenschützen gegenüber.
    Buddha war in der Kriegerkaste aufgewachsen und hatte den Kampf und den Umgang mit Waffen lernen müssen - vielleicht war auch er ein guter Bogenschütze?
    Aber nicht umsonst hat Buddha nach seinem Erwachen nie wieder einen Kampf ausgetragen oder eine Waffe benutzt, er hat dies seinen Hauslosen auch nicht zur Selbstverteidigung gelehrt - er lehnte jede Gewalt und jedes Töten ab (siehe Karma...).
    Irgendwie steht für mich Kurt Österle damit NICHT in der Tradition Buddhas!
    In Japan haben dann die Japaner das ZEN zum Kriegs-ZEN und zum Samurai-ZEN gemacht - die schwärzesten Jahre des ZEN in Japan.
    ZEN zu benutzen um mit einer Waffe besser umgehen zu können - wo steht so etwas in der Ethik Buddhas, wo im Pali-Kanon, wo steht so etwas im Shobogenzo?
    Wäre es nicht besser und im Sinne Buddhas gewesen, beim Vesak die Menschen nicht dazu verleiten eine Waffe in die Hand zu nehmen, sondern Hand an die dortigen Obdachlosen zu legen und diesen zu helfen?
    Es ist doch immer wieder interessant zu sehen, wie ein Schmied jedes Problem der Welt mit dem Hammer lösen will und wie ein Bogenschütze alles mit dem Bogenschiessen lösen will. Sollten nicht beide mal diese Engstirnigkeit fallen lassen, die Welt vorurteilsfreier sehen, mit weniger Anhaftungen und nicht das Mittel einsetzten, das man gerade nur kennt, sondern auch das Passende?

    Vielleicht sollte man das Kampf-Zen einmal modernisieren und auf zeitgemässe Verhältnisse adaptieren? Eben kein Kampf mit dem Körper (Kungfu oder Karate) kein Kampf mit dem Schwert (Samurai) kein Kampf mit Pfeil und Bogen (Kurt Österle), sondern das Maschinenpistolen-ZEN???
    Ich glaube es gibt da noch einen grossen Markt an Rechtsradikalen, Moslems und Terroristen, welche gerne mit ZEN ihre Fähigkeiten besser umsetzten würden.
    Lehren nicht gerade immer mehr ZEN-Schulen und ZEN-Sekten, dass man ZEN überall als Methode praktizieren kann: als Christ Buddhisten bekehren, als Unternehmer Arbeitnehmer entlassen, als Politiker Menschen belügen oder auch als Terrorist.
    Genau das kommt eben heraus, wenn man ZEN losgelöst von jeder buddhistischen Ethik sieht und das kann und will ich persönlich nicht!

    Buddha war gegen Krieg, gegen das Töten (von Mensch und Tier), gegen Waffengewalt und selbst gegen körperliche Gewalt. Jeder "Buddhist" der dies anders sieht, steht nicht mehr in der Nachfolge Buddhas ...

    Aber es gibt noch einen anderen Aspekt, der im Kern noch mehr mit Buddhas Lehre zu tun hat ohne, dass viele Leser ihn ahnen werden: Anhaftung und Persönlichkeitsspaltung!
    Ja vor tausenden Jahren, unsere Vorfahren, haben auch Teile ihres ICH in das Aussen projiziert, in Bäume, in erste geformte Kultgegenstände und haben gehofft, dass diese Gegenstände von aussen ihnen wieder helfen werden. Ja sie haben aus unserer modernen Sicht so etwas angebetet, ja einen Gott darin sehen wollen oder zumindest Geister.
    Jetzt sehe ich den Kurt Österle mit seinem Bogen vor mir und was er alles in den Bogen hinein interpretiert, wie ihm der Bogen Kraft, Ruhe, Besinnung und den richtigen Zustand bringt ... ja aus heutiger psychologischer Sicht sind das alles Übertragungen und Abspaltungen. Letztendlich sind solche Vorstellungen Anhaftungen, welche wir durch den Buddhismus gerade überwinden sollten.
    Buddhismus im Lebensalltag bedeutet, diese abgespaltenen Teile des ICHs erst einmal wieder erkennen zu lernen und sie wieder in das Ich zu integrieren, sich damit "zu versöhnen" (und als Letztes das Ich in das Selbst zu überführen ...).
    Ja, dann kommt für Euch und mich jemand daher und meint er wäre ZEN-Meister oder ZEN-Lehrer ... wie können wir überprüfen ob der wirklich etwas erreicht hat oder nur einen formellen Akt über sich hat ergehen lassen?
    Sobald ein "ZEN-Meister" seine buddhistischen Schriften oder eine Buddha-Statue verbrennt,
    sobald ein Christ-ZEN-Meister das Kreuz einschmelzt und die Bibel verbrennt,
    sobald ein Bogen-ZEN-Meister seinen Bogen verbrennt,
    ... dann erst haben diese so genannten Meister wirklich ihre Anhaftungen erkannt und hinter sich gelassen ... denkt mal darüber nach!!


    Vor dem Vesak-Fest hatte ich von einem ZENni die passende Aussage, zu dem was und wie auf dem Vesak-Fest sich die einzelnen Gruppen präsentieren, erhalten:
    "Das ist kein ZEN. Das ist Religion."
    Dem möchte ich nichts hinzu fügen ...

    Freitag, 4. Juni 2010

    ZEN - vom Schubkastendenken zum QUERDENKEN !!!

    Mir ist ein interessantes Buch in die Hände "gefallen":
    Ganz im Gegenteil: Tetralemmaarbeit und andere Grundformen Systemischer Strukturaufstellungen - für Querdenker und solche, die es werden wollen von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibed.
    Man sollte nicht glauben, wieviel buddhistische Theorie und Weisheit in diesem westlichen, psychologischen Buch steckt. Aber mal ein Beispiel daraus ...

    Schubkastendenken ist die Fähigkeit, sich in komplexen und in sich wiederholenden Situationen erhöhte Handlungsfähigkeit zu verschaffen, indem die relevanten Züge einer Situation mit dazu analogen Zügen vertrauter und gut bewältigter anderer Situationen verglichen werden und aufgrund einer schematischen Ähnlichkeit der Erfordernisse die Lösungen von einem Bereich auf den anderen übertragen werden.
    Querdenken ist die Fähigkeit, in neuen und ungewohnten Situationen nicht einfach schematisch nach alten Mustern zu reagieren, sondern die spezifischen Züge und Chancen der neuen Situation zu erfassen und in origineller Weise zu nutzen, ohne sich vom Erwartungsdruck der Umgebung in alte Reaktionsweisen zurück zwingen zu lassen.
    Kann jeder sehen, was das mit Zen oder Buddhismus zu tun hat?
    Wie steht es mit dem "Nicht-Anhaften" im Buddhismus?
    Sind solche Anhaftungen nicht durch Rasse, durch ein Land, eine Kultur, durch Politik, durch Gesellschaft, durch Bildung und Ausbildung, durch Familie und Eltern bedingt? Sind uns unsere Schubladen nicht schon "in die Wiege gelegt" und sind wir alle nicht darin gefangen? Ist es nicht das auf was uns Buddha hingewiesen hat, uns davon zu befreien?

    Sind es aber nicht gerade die grossen ZEN-Meister, welche uns mit ihren kreativen Einsichten und Antworten unser Schubkastendenken vorgehalten haben? Sind nicht die grossen ZEN-Meister alle Querdenker gewesen und haben uns mit ihren Antworten "vor den Kopf gestossen"? Haben sie uns nicht aus unseren gewohnten Bahnen werfen wollen, um uns zum Aufwachen (=Erleuchtung) zu bringen?

    Wenn ich mir jetzt so die vielen (Mode-) Zennis bei irgendeinem Meister betrachte, haben sie nicht überwiegend ihre christlichen/westlichen Schubkästen herüber gerettet und nun buddhistische Aufkleber drauf gemacht? Denken sie nicht weiter in nun buddhistischen Schubkästen, ist es nicht herrlich zu beobachten, wie sie weiter ihre Illusionen pflegen und das noch mit Anleitung durch einen "echten ZEN-Meister"?

    Vielleicht sollte ich noch einmal den Bogen zum Buddhismus und zu Buddha spannen.
    Wie oft habe ich die letzte Zeit die Fragen gelesen: ist der Buddhismus noch eine Religion oder schon eine Philosophie?
    Ganz klar sehe ich persönlich im Buddhismus kein Element mehr das so typisch westliche Religionen charakterisiert - für mich ist die Lehre Buddhas (was nicht unbedingt identisch mit dem "Buddhismus" ist) eine individuelle/persönliche Lebensphilosophie.
    Viele moderne Buddhisten sehen (besser: wollen sehen ...) den esoterischen Buddhismus und die vielen vermeintlichen Wunder und das Übernatürliche darin und ignorieren völlig, dass Buddha ganz rational und sachlich war.
    Ja, ich sage, Buddha war ein grosser Menschenkenner und Psychologe seiner Zeit, der den Menschen einen Spiegel vor hielt und das ganze moderne psychologische Repertoire und Interventionen nutzte: von Ankern, über Reframing, Kontexterweiterungen, Ausgeblendete Themen, ...
    Die Lehre Buddhas ist eine psychologische Lehre und wer dies erkennt, damit umgehen kann, der schafft es auch sich selbst zu transformieren, so wie es auch Buddha ganz alleine unter dem Boddhibaum umsetzte.


    Und wenn Du nun das nächste Mal eine Frage zu ZEN hast, dann gehe nicht zu irgendeinem dem Schubladendenken anhaftenden ZEN-Meister, sondern mache für Dich einfach einmal eine Tetralemmaaufstellung ... Du wirst damit zu Antworten kommen wie sie von grossen ZEN-Meistern stammen oder hätten stammen können und werde damit zu einem professionellen Querdenker wie die grossen Meister.

    Sonntag, 11. April 2010

    Wir haben Buddha in unserer Familie aufgenommen ...

    Da suchen doch so viele Zennis und Buddhisten fanatisch nach ihren Übertragungslinien, über die sie ihre (meist abwegige) Lehre auf Buddha zurück führen wollen, scheuen sich dabei nicht vor Lügen, Dokumentenfälschungen, unrechter Rede, übertriebener Egozentrik und noch mehr ...
    und dann komme ich in meiner Bescheidenheit, lehne jegliche Übertragungslinien ab (weil Buddha das nie gelehrt hat) und behaupte gleich Buddha in meiner Familie zu haben ...

    Naja, jemand aus dem ZEN-Mainstream hätte dieses Thema damit begonnen:
    "Hat ein Hund Buddha-Natur?"

    Ist denn nun jedem Buddhisten (auch Zennis sind angeblich solche ...) klar, was "Buddha-Natur" WIRKLICH ist???  Na dann mal ein paar provokative Anmerkungen dazu - ich hoffe Du weist dann wenigstens nach meinen Anmerkungen, was Buddha-Natur ist oder was eben nicht.

    Die Buddha-Natur ist nun nichts, was der Mensch Gautama vor unserer Zeitrechnung geschaffen hätte, es ist nur ein intellektuelles Konstrukt, was Buddhisten in ihrem Dualismus erst geschaffen haben.

    Das was Buddhisten mit Buddha-Natur so bezeichnen gibt es schon mindestens so lange wie den "modernen Menschen". Oder eher so lange wie tierisches Leben auf dem Planeten oder gar pflanzliches Leben, das Wasser oder auch Mineralreich auf diesem Planeten existiert. Nur vor Buddhas Lehre und Wirken konnte man es noch nicht "Buddha-Natur" benennen, sondern hat es als "Selbstverständlichkeit" meist sogar übersehen.

    Ja selbst in Christen, Moslems, Hindus und den Amazonas Indianern steckt die Buddha-Natur - nur diese benennen sie anders ...

    Ja selbst in unserem neuen Familienmitglied ist die volle Buddha-Natur: unserem Hund - eine Seele von Mensch!


    Unser Hund ist meistens im "Hier und jetzt".
    Wenn er isst, dann isst er einfach nur, während ich mich frage ob es schmeckt, ob es gesund ist, was es als nächstes zu Essen gibt, was ein zu kaufen ist ... nein, der Hund isst einfach nur, so wie es viele ZEN-Meister uns anmahnen.
    Wenn er schläft, schläft er einfach nur - während ich mir einen Wecker stelle und schon plane, was danach alles erfolgen muss.
    Wenn er sich freut, freut er sich einfach nur - ohne Hintergedanken und ohne Falschheit.
    Wenn er spielt, spielt er einfach nur und ist ganz im Spielen versunken.

    Und wenn der Hund mal etwas anderes will als ich und wir eine Meinungsverschiedenheit haben, dann ist es meist so, dass der Hund ganz in "Ursache-Wirkung" aufgeht, während ich mich gerade wieder in Fiktionen befinde und nicht mehr im wahren Leben.
    Ja, der Hund ist mein bester ZEN-Lehrer. Man muss nur die Augen und Ohren haben zu sehen und zu hören, was er uns lehrt. Durch ihn drückt sich die Buddhanatur in Vollkommenheit aus, ja durch ihn spricht Buddha die wortlosen Worte, durch seine Handlungen im Hier und Jetzt zu mir ... ich kann es hören und verstehen!

    Mein ZEN-Lehrer hält viel von der Einheit Körper/Geist.
    Zuhause konfrontiert er mich mit unverständlichen Koans (Gesten, als auch Lauten) und führt mich damit zu den Grenzen des Verstandes.
    Dann zwischen seinen Zazen-Sitzungen geht er mit mir zum Kinhin in Wald und Flur. Ja, kein Kinhin zum Einschlafen, nein ein Kinhin, als ob alle Teufel hinter uns her wären - ja er besteht darauf, dass nicht nur mein Geist fit bleiben muss, sondern auch mein Körper und beides ja zusammen gehört.


    Hier ist mein ZEN-Meister bei seinem täglichen Zazen:
    Er haftet nicht an bestimmten Haltungen, Stilen und Äusserlichkeiten an - er hat sich davon befreit ...
    übrigens besitzt er auch kein dickes Bankkonto, nimmt kein Geld, braucht keinen Besitz und bettelt beim Nächstbesten um sein Essen, wie Buddha es uns vorgemacht hat.

    Ja und von Dogen gibt es im Shobogenzo die Aussage:
    "Selbst Tiere können die buddhistischen Gebote empfangen und eine Kesa tragen, warum sind also Schüler Buddhas zu faul, das zu tun?"
    Ja damit hat Dogen doch ganz klar unseren Hund gemeint. Wenn nun unser Putzlumpen verschwindet oder die Slips von Frauchen, dann wissen wir, dass er dabei ist die Streifen für seine Kesa zu sammeln. Ich hoffe nur, er buddelt nicht das nächste Mal auf dem Friedhof ein Grab aus - nur um an Leichenstoffe zu kommen. Da es bei uns auch keine Könige mehr gibt, muss ich wachsam sein, ob er nicht unserem Bürgermeister oder Ministerpräsidenten in den Hintern beisst, nur um zu ein paar Stoffstücken zu kommen.
    Tja, ein wieviel Streifen-Kesa wäre denn für unseren ZEN-Meister angemessen? Ich vermute, unter 25 Streifen wird er es nicht tun und das bedeutet dann 125 Stofffetzen die unserer Hund sammeln muss.
    Dass natürlich für eine "gültige Kesa" jeder diese für sich selbst zu nähen hat, ist Dogen wohl bei obiger Aussage entfallen - denn ein Kesa-nähender Hund wurde wohl noch nie gesichtet. Aber sobald unser ZEN-Meister die 125 Stoffstücke zusammen hat, werden wir ihm die Kesa natürlich nähen ...

    So, jetzt kann ich schon die Frage im Geiste des einen oder anderen Lesers lesen, der dazu sicherlich noch meint, besonders intelligent zu sein:
    Sollten wir unsere ganze Zivilisation, Kultur und Intelligenz wegwerfen und wieder wie ein Tier zu leben, um unsere Buddha-Natur zu verwirklichen?
    Wer so denkt, dem fehlt die Intelligenz darauf zu kommen, woran es ihm gerade im Moment mangelt - an der Buddha-Natur!
    Wer in solchen Gegensätzen (Dualismen) wie
    • Buddha-Natur - keine Buddha-Natur
    • Intelligenz - keine Intelligenz
    denkt und lebt, der ist schon einmal per Definition kein Buddhist - aber liebe Grüsse an alle Andersgläubigen welche hier mitlesen!