Freitag, 3. September 2010

leidende Buddhisten - Glück in der Schule ...

Da kommen mir doch wieder so viele damit an, dass ja Buddhisten IMMER LEIDEN würden - wenn ich das von Nicht-Buddhisten ständig höre, trifft es fast auf mich zu ;-))

Dann lese ich, dass an deutschen Schulen endlich mal ein sinnvolles neues Fach eingeführt wurde: GLÜCK! Siehe den Link hier: Frankfurter Allgemeine FAZ.NET
Der Lehrer und Autor Ernst Fritz-Schubert, schreibt darüber in seinem Buch:
Glück kann man lernen: Was Kinder stark fürs Leben macht
Und hier seine Web-Seite: www.schulfachglueck.de

Hat mir doch zuletzt eine "Buddhismus-Interessentin" zurück gegeben: bei den 4 edlen Wahrheiten steht doch überall "Leben ist Leiden", wie kann ich da anderes behaupten, ich soll das doch mal belegen ...
Ja, da hat einer mal eine Übersetzung aus dem Pali-Kanon gemacht, der zu oberflächlich/unwissend war und alle Anderen schreiben dann von ihm ab!
Das originale Wort ist in der Sprache Pali und heisst "Duka". Ja manche Übersetzung sind dann so genial und originalgetreu, dass sie "Duka" erst gar nicht übersetzen, sondern im Deutschen so stehen lassen. Das hilft natürlich einem "typischen Deutschen" auch nichts, denn damit erfährt er rein gar nichts.
Hier ist ein Link mit einer ausführlicheren Beschreibung von "dukha".

Nachfolgend darf ich einmal ein paar Übersetzungen der ersten von den vier Edlen Wahrheiten ins Deutsche präsentieren:
Ich möchte hier absichtlich nicht die Übersetzung der DBU (Deutsche Buddhistische Union) bringen, da diese schon arg manipuliert wurde ...
Für alle Leser, die der Wahrheit näher kommen möchten, ohne sich lange Beschreibungen zu merken, sind hier (meine) Übersetzungen von Duka für den Alltag:
  • Das Leben ist nie ganz perfekt.
  • Das Leben ist nie immer perfekt.
  • Das Leben läuft un-rund.
  • Im Leben ist immer irgendetwas unbefriedigend.
  • Das Leben ist/scheint unvollkommen zu sein.
  • Unsere Gedanken verursachen immer wieder Leiden.
Das soll einmal ausreichen. Der letzte Punkt bringt es unter einem anderen Aspekt auf den Punkt, wie Buddha es gemeint hatte:
nicht die Welt und die Realität selbst sind Leiden oder leidvoll (wie Kritiker das gerne dem Buddhismus unterstellen ...) sondern unsere (falschen) Vorstellungen davon verursachen in uns Leid!!!
Demnach ist das Leid Buddhas nicht in der Aussenwelt, in der physikalischen Welt, sondern (nur) in uns, in unserer psychischen Welt. Genau deswegen fängt Buddhas Lehre nicht da aussen, bei den Anderen, sondern genau IN UNS an. Genau dort gibt es viel zu entdecken und zu ändern, damit wir weniger leiden.
Aufgrund der Schwierigkeit Duka exakt zu übersetzen und der vielen falschen Übersetzungen der ersten der vier Edlen Wahrheiten, hier ein paar Merksätze dazu:
  • Buddha sagt nirgendwo, dass wir NUR leiden oder DAUERND leiden. Buddha sagt nur, dass jeder in seinem Leben AUCH leidet - die Einen mehr, die Anderen weniger!
  • Auch das Wort LEIDEN ist eigentlich zu grass übersetzt. un-perfekt, un-befriedigend, un-vollkommen, keine vollkommene Freude, treffen eher den Sinn Buddhas.
  • Es geht auch gar nicht darum, dass unsere Erde oder unsere Umwelt selbst Leiden sind und verursachen, sondern dass wir selbst in uns Leiden verursachen.
Nun zurück zum Glück in der Schule!

Der Lehrer und Ideengeber Ernst Fritz-Schubert hat einige Sätze geäussert, welche hier interessant sind.

"wie sie (die Schüler) dazu beitragen können, für sich und andere eine bessere Welt zu konstruieren."
Das ist eigentlich ja auch DAS Thema für alle Buddhisten, das Leiden zu reduzieren - für sich und Andere.
Interessant, genügt also weder das Fach Sport, noch Sozialkunde, noch Relgion oder Ethik, um die Kinder lebensfähig und glücklich zu machen - ich möchte ja gar nicht sprechen von Mathe, Physik ... Die Frage ist, sind diese anderen Fächer nicht falsch implementiert, wenn das zusätzliche Fach Glück noch gebraucht wird?
Ja, ich möchte das noch toppen: ist Glück des Individuums kein Thema im Religionsunterricht? Ist es wichtiger einem (nicht vorhandenen!) Gott zu dienen ("Gottesdienst"), ist es wichtiger das Leben noch mehr zu reglementieren? Ist das alles wichtiger als das Glück der Menschen? Ist der Dienst an/für einen nicht vorhandenen Gott wichtiger, als das reale Glück der Menschen auf Erden? Jeder der Augen hat, dies zu sehen, der handle morgen auch entsprechend!
Das letzte Wort ist hier noch interessant: "konstruieren". Das ist eine Sichtweise des modernen (psychologischen) Konstruktivismus. Demnach konstruieren sich die Menschen eine künstliche Welt in der sie leben. D.h. sie leben gar nicht mehr in der Realität! Genau das hatte Buddha beobachtet und die Methode "Erwachen" gefunden, um aus diesem Traum auf zu wachen und diese künstlichen Welten wieder verlassen zu können.


Fritz-Schubert hat hier eine deutlich buddhistische Aussage getätigt.

"Wissen ohne Erkenntnis ist aber Unbildung, damit kann man vielleicht bei Günther Jauch Millionär werden, aber sonst nützt es wenig."
Auch dies steht ganz in der Tradition Buddhas. Er warnte uns davor einfach "Wissen" aus Schriften und von anderen Lehrer an zu nehmen, sondern ermahnte uns, selbst zur Erkenntnis zu kommen.Welcher Schüler gelangt heute noch an den Schulen zu eigenen Erkenntnissen? Wissen wird uns dort eingetrichtert!

"Die Schüler des Glücksunterrichts sehen im Vergleich zu anderen ... im Leben mehr Sinn, trauen sich mehr zu, schätzen Familie und Schule mehr und wissen deutlich besser, was sie wollen oder nicht."
Ist das nicht der mündige Bürger? Ist das nicht der Buddhist der endlich selbst für sich und sein Leben Verantwortung übernehmen muss und das nicht "auf ewig" an Eltern und Lehrer delegieren kann?

In solchen Beispielen sehe ich immer wieder was der Buddhismus wertvolles unserem Leben geben kann, aber auch, dass jegliche philosophische Diskussion über den Buddhismus niemanden weiter bringen.

Buddhistisch handeln ist angesagt!!!

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